Codes
Die Arbeit KSZ 100/70-40 ist meine am dichtesten gezeichnete Arbeit. Es gibt keine Arbeit, die aus mehr Schichten von Kugelschreiber-Linien besteht als diese. Ich habe so lange gezeichnet, bis fast keine Weißfläche des Papiers mehr zu sehen war.
Meine Arbeiten entstehen aus einem Wechselspiel zwischen System und Zufall, Perfektion und Ungenauigkeiten. Diese Arbeit war ursprünglich anders konzipiert. Beim Zeichnen ist mir dann ein Fehler unterlaufen, mit dem die eingangs geplante Arbeit gescheitert war. Ich kann eine einmal gezeichnete Linie ja nicht mehr rückgängig machen. Arbeiten, bei denen das passiert, zeichne ich dann so lange weiter, bis sie einen Zustand erreichen, mit dem ich einverstanden bin. Hier habe ich mit allen vier Kugelschreiber-Farben gearbeitet, schwarz, rot, blau und grün. Durch die orthogonalen Überkreuzungen der Linien wirkt die Arbeit wie ein dichtes Gewebe.
Um bei meinen immer differenzierter werdenden Zeichnungen den Überblick zu behalten, habe ich in den letzten Jahren ein Notationssystem aus den Parametern entwickelt, die den Arbeiten zugrunde liegen. Dazu gehören das Verhältnis der Strichstärke zum Papierformat, die Anzahl horizontal und/oder vertikal übereinander gezeichneter Linienraster, die Kombination der vier Farben sowie Abstand und Winkel der Linien zueinander. Jede Zeichnung trägt ihren Code auf der Rückseite. Die Codes fungieren als eine Art analoge Programmiersprache für meine Werke und nehmen somit eine zentrale Bedeutung ein.
Bei dieser Arbeit notierte ich den Code so lange, bis ich den Überblick verlor. Der Code für die Arbeit KSZ 100/70-40 lautet:
RA 1
/ H 5 mm / R
/ V 5 mm / R
RA 2
/ 5 mm V+4 (A3) / R
/ 5 mm H-4 (A2) / R
RA 3
/ 5 mm V+1 (A3) / B
/ 5 mm H-1 (A2) / G
RA 4
/ 5 mm V+6 (A3) / G
/ 5 mm H-6 (A2) / R
RA 5
/ 5 mm V+7 (A3) / G
/ 5 mm V+8 (A3) / G
RA 6
/ 5 mm V+? (A4) / B
… ∞